Der von den Gemeindemitgliedern der Ulrichskirche am 6. Mai 1524
gewählte, achtköpfige Kirchenvorstand wählte aus seinen Reihen den
ersten evangelischen Prediger der Stadt, Dr. Weidensee aus Halberstadt.
Im September 1524 wurde auf Luthers Rat hin sein engster Vertrauter aus
Wittenberg, Nikolaus von Amsdorf, als Pfarrer an die Ulrichskirche
berufen. Als Superintendent machte er Magdeburg zur ersten der
Reformation gewonnenen Großstadt der Erde. Er gewinnt zunehmend die Menschen in der Stadt,
für die lutherische Art zu glauben. Nicolaus von Amsdorf,
dem die Aufgaben eines Superintendenten zuwuchsen, ging mit so großer Umsicht
und unglaublicher Zähigkeit ans Werk, daß Luther dem Freund am 2. Dezember
schrieb: "... er (Anm. d. A., Amsdorf) sei in Magdeburg ein solcher
Krösus, ein solcher Evangelist geworden, dass er alles mit einem Male bekehrt
habe." Da infolge der Abkehr vom katholischen Glauben auch dessen
fundamentale Säule, das Schulwesen, einen tiefen Riß bekommen hatte, mußte
dem desolaten Zustand Einhalt geboten werden. Luther richtete daher "an die
Ratsherren aller Städte deutschen Lands" eine Vermahnschrift, "daß
sie christliche Schulen aufrichten und halten mögen", In Magdeburg nahm
sich Nicolaus von Amsdorf jener Problematik an. Gemeinsam mit Georg Wilcke,
Sebastian Werner und Martin Ägricola gründete er die erste evangelische Schule
Magdeburgs. Als Ort suchte er sich die in unmittelbarer Nachbarschaft zu St. Johannis gelegene "schola Johannitana" aus, eine
Bildungsstätte, welche schon vor 1524 in gutem Ruf gestanden hatte und aus der
sich in den folgenden Jahrzehnten das "Altstädtische Gymnasium"
entwickelte. Wäre es nach dem Willen Amsdorfs gegangen, hätte Magdeburg sogar
eine Akademie erhalten. Doch Luther und Melanchthon rieten davon ab. Noch war
die Elbestadt erzbischöfliche Residenz - und der Konflikt mit der Alten Kirche
erwies sich auch ohne unruhestiftende Studenten als brisant genug. |